Johan Hovelynck und Rüdiger Gilsdorf: Erlebnis und Erfolg. Eine Einladung zum Querdenken

Die Frage nach der Wirksamkeit begleitet die Erlebnispädagogik seit ihren Anfängen, vielleicht mehr als viele andere pädagogische Ansätze. Inzwischen mangelt es nicht an Studien, die entsprechende Ergebnisse vorweisen können. Und doch kommt der Zweifel nicht zum erliegen. Offensichtlich kann die Art der Ergebnisse die Frage nicht befriedigend beantworten.
Ausgehend von kurzen Geschichten aus der erlebnispädagogischen Praxis schlagen wir vor uns zuerst einmal zu fragen, wonach wir suchen, wenn wir über den Erfolg unserer Arbeit nachdenken. Dabei plädieren wir dafür, unser Verständnis von Erfolg in Einklang mit dem Ansatz erfahrungsorientierten Lernens zu bringen, statt unsere Praxis einfach an vorgefertigte Erfolgskriterien anzupassen:

  • Wenn Erlebnisse an Individuen und ihre Beziehungen gebunden sind, wie kann eine Beschreibung von Erfolgen dann den Charakter des Beziehungsgeschehens und die Eigenart der persönlichen Entwicklung angemessen berücksichtigen?
  • Wenn Erlebnisse nur beschränkt voraussagbar sind, wie können wir dann Erfolge aufspüren, die sich erst aus dem Prozess heraus ergeben?
  • Wenn Erlebnisse vielschichtig sind, wie können Erfolge in einer entsprechend differenzierten und qualitativen Form dargestellt werden?
  • Wenn wir auf solche Weise Erfolg nachspüren, könnte das unsere Praxis nicht nur rechtfertigen, sondern auch unmittelbar unterstützen.

In diesem Sinne denken wir, dass ein Nachdenken über Evaluation immer auch mit einem Nachdenken über die zentralen Haltungen wie auch über die Weiterentwicklung des erlebnispädagogischen Feldes verbunden sein sollte.

 

Johan Hovelink, Rüdiger Gilsdorf

 

Johan Hovelynck ist freiberuflicher Trainer (Triagram) und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Leuven (KUL). Seine Arbeitsschwerpunkte sind Gruppendynamik und Sicherheitstraining. Johans besonderes Augenmerk in der Arbeit mit Gruppen aus verschiedenen Arbeitszusammenhängen gilt der Rolle und dem Potential gelebter Erfahrung in Gruppenprozessen. Aufbauend auf seine Erfahrungen und Forschung dazu hat er zahlreiche Artikel zu Aspekten prozessual-erfahrungsorientierten Lernen geschrieben.

Rüdiger Gilsdorf ist Mitarbeiter des Pädagogischen Landesinstituts (PL) Rheinland-Pfalz im Beratungszentrum Bad Kreuznach. Seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte sind Teamentwicklung, selbstorganisiertes Lernen, innovative Schulentwicklung und tiergestützte Pädagogik. Veröffentlichungen: „Kooperative Abenteuerspiele“ (3 Bände), „Abenteuer Schule“, „Von der Erlebnispädagogik zur Erlebnistherapie“, sowie Artikel zu verschiedenen Aspekten erfahrungsorientierten Lernens.
 

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